Springt sogar der Naturschutzbund (Nabu) schon Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrer Truppe bei? "Keine Angst vor 'schwarz-gelb'" ist auf der Internetseite des Nabu zu lesen. Doch statt auf die lahmende Konjunktur und die Probleme, die unsere Bundeskanzlerin damit so hat, bezieht sich diese Meldung auf etwas, das wirklich brummt: unsere heimischen Wiesen.
Im Sommer sind dort Bienen, Hummeln, Hornissen und auch Wespen anzutreffen. Vor allem letztere plagen in diesem Jahr vielerorts die Menschen. Denn gefühlt sind deutlich mehr Wespen unterwegs als sonst, oder? "Es ist zwar kein Rekordjahr, aber es sind tatsächlich mehr von diesen Insekten anzutreffen als sonst", sagt der Biologe Julian Heiermann von Nabu. Der Grund: Die schwarz-gelben Flieger hatten in diesem Jahr einfach gute Startbedingungen
"Der Winter war diesmal zeitig vorbei, das Frühjahr trocken und warm", sagt Heiermann. "Damit hat auch die Wespensaison früh begonnen." Bei den Wespen überwintern nur die Weibchen, die Königin, alle Männchen und die Arbeiter eines Staates sterben, sobald es kalt wird. Im darauffolgenden Frühjahr heißt es für die Königinnen von vorne anfangen mit dem Nestbau und dem Eierlegen, damit ein Wespenstaat entsteht. Und da die Königinnen damit in diesem Jahr schon früh beginnen konnten, gibt es einfach mehr Wespen.
Mehr Wespen, mehr Stiche
Dass die Stiche in diesem Jahr schlimmer und das Gift der Wespen aggressiver ist, kann Nabu-Mitarbeiter Heiermann nicht bestätigen. Er glaubt vielmehr, dass durch das größere Vorkommen einfach mehr Menschen gestochen werden und damit auch mehr Allergiker betroffen sind.
Auch Martin Ebbecke vom Giftinformationszentrum Nord kann sich nicht vorstellen, dass die Wespen in diesem Jahr besonders aggressiv sind. "Es gibt einfach mehr davon", sagt der Internist und Toxikologe. Und das merken auch die Mitarbeiter der Hotline des Giftinformationsdienstes: 2011 haben sie laut Ebbecke schon deutlich mehr Anfragen als im vergangenen Jahr beantwortet, wie mit Wespenstichen umzugehen ist.
Ruhe bewahren und nicht schlagen
Abgesehen haben es die schwarz-gelben Insekten auf alles, was süß ist. "Wespen brauchen zum Fliegen viel schnell verfügbare Energie", sagt Biologe Heiermann. Honig, Kuchen und Limonaden sind genauso begehrt bei ihnen wie Fallobst. Aber auch auf Steak oder Würstchen vom Grill fliegen die beiden gefährlichen Wespenarten - die Deutsche und die Gemeine Wespe. Heiermann rät daher, Nahrungsmittel im Freien abzudecken und süße Getränke nur mit dem Strohhalm zu trinken. Generell ist es sinnvoll, nicht mit den Händen zu fuchteln und um sich zu schlagen, wenn eine Wespe im Anflug ist. "Die Tiere machen nichts, solange sie sich nicht bedroht fühlen", so der Biologe.
Wenn eine Wespe dann doch mal sticht, reicht es in der Regel, die Stelle sofort zu kühlen - mit Eis oder auch mit einer halben Zwiebel, die ebenfalls kühlt und deren ätherische Öle desinfizieren und so zusätzlich für Linderung sorgen. Gefährlich kann ein Stich im Mund werden, denn dadurch können die Atemwege zuschwellen. Auch wer Schwindel, Schweißausbrüche oder Atemnot bei sich beobachtet, sollte schnell reagieren - und einen Arzt aufsuchen oder rufen lassen. Denn diese Symptome können Anzeichen für einen allergischen Schock sein.
Und auch wenn der Norden Deutschlands zurzeit neidisch auf den Süden des Landes schaut, wo die Temperaturen in die Höhe klettern. Zumindest einen Vorteil hat das verregnete Wetter: "Wenn es dunkel und kühl ist, sind weniger Wespen unterwegs", sagt Biologe Heiermann. Denn da geht es den Insekten wie den Menschen: Das Herbstwetter lässt sie träge werden.
Bienen, Wespen, Hornissen
So landen Insekten keinen Stich
Lehnherr, Mathias (8. Aufl. 2017) [1992]: Imkerbuch
