Technology Review (09.2016) : Ideen gegen das Bienensterben - Was den Rückgang des Bestandes an Wildbienen auslöst, ist nach wie vor ungeklärt. Neue Studien nennen Kandidaten.

Auf 265 Milliarden Euro wird die Wirtschaftsleistung der Honigbiene geschätzt, ohne die zahlreiche Pflanzen schlicht nicht befruchtet würden. Doch was das globale Bienensterben auslöst, das seit mehreren Jahren anhält, bleibt im Unklaren. Forscher schauen sich nun wieder verstärkt Pestizide als Auslöser an, berichtet Technology Review in seiner Oktober-Ausgabe (ab Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar) unter der Überschrift "Bedrohte Bienen".

Besonders viele Indizien verweisen auf eine relativ neue Klasse von Pflanzenschutzmitteln, die Neonikotinoide. Sie stören die Weiterleitung von Nervenreizen bei Insekten. Nun erhärten britische Forscher den Pestizidverdacht mit einer Studie, die im August in der Zeitschrift "Nature" erschien. Ein Team um Ben Woodcock vom Centre for Ecology and Hydrology im britischen Oxfordshire analysierte Zahlen zum Vorkommen vieler Wildbienenarten aus der Zeit zwischen 1994 und 2011. 2002 begannen Bauern in Großbritannien, Raps mit Neonikotinoiden zu behandeln, das dortige Hauptanwendungsgebiet.

Exakt ab diesem Zeitpunkt schwanden die Wildbienenarten um 13 Prozent, rechnete Woodcock mit seinen Kollegen aus. Bei einigen Spezies sank der Bestand gar um ein knappes Drittel. "Wir haben dabei nur die Daten von 62 Bienenarten einbezogen, für die die Angaben zum Vorkommen besonders verlässlich sind", so Woodcock.

Bei der Industrie stoßen die neuen Daten auf Kritik. Tatsächlich kann sie sich auf eine Reihe anderer Feldstudien stützen, die keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Einsatz einzelner Neonikotinoide und dem Vorkommen von Honigbienen finden. Die Studie sei zudem nur eine Korrelationsstudie und beweise nicht, dass Neonikotinoide ursächlich Bienen dezimieren, ließ folgerichtig Bayer, einer der Hersteller, verlauten. "Wir haben nichts anderes behauptet. Ursächliche Zusammenhänge kann man nur im Labor zeigen, wie es andere Forscher gemacht haben", sagt Woodcock.

Quellen/Source: heise.de/-3317982