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Technology Review (09.2016): Bedrohte Bienen

Seit den 90er-Jahren sinkt der Bestand an Wildbienen. Sind Pflanzenschutzmittel schuld?

Kartoffeln, Weizen, Äpfel, Erdbeeren – ohne Bienen gäbe es nicht viel zu essen. Bestäuber wie die Honigbiene ermöglichen überhaupt erst eine Ernte vieler Nutzpflanzen. Auf 265 Milliarden Euro wird die Wirtschaftsleistung der kleinen Tierchen geschätzt. Doch den Bienen geht es schlecht. Immer wieder kollabieren ganze Völker. Von einem globalen Bienensterben ist die Rede.

 

Pestizide standen von Beginn an unter Verdacht. Besonders viele Indizien verweisen auf eine relativ neue Klasse von Pflanzenschutzmitteln, die Neonikotinoide. Sie stören die Weiterleitung von Nervenreizen bei Insekten, indem sie spezifisch an bestimmte Rezeptoren auf den Nervenzellen binden. In der Folge kann es zu Muskellähmung und zum Tod kommen. Bei Schädlingen wie Läusen ist das erwünscht, bei Nützlingen wie der Biene jedoch nicht.

Nun erhärten britische Forscher den Pestizidverdacht mit einer Studie, die im August in der Zeitschrift "Nature" erschien. Ein Team um Ben Woodcock vom Centre for Ecology and Hydrology im britischen Oxfordshire analysierte Zahlen zum Vorkommen vieler Wildbienenarten aus der Zeit zwischen 1994 und 2011. 2002 begannen Bauern in Großbritannien, Raps mit Neonikotinoiden zu behandeln, das dortige Hauptanwendungsgebiet.

Exakt ab diesem Zeitpunkt schwanden die Wildbienenarten um 13 Prozent, rechnete Woodcock mit seinen Kollegen aus. Bei einigen Spezies sank der Bestand gar um ein knappes Drittel. "Wir haben dabei nur die Daten von 62 Bienenarten einbezogen, für die die Angaben zum Vorkommen besonders verlässlich sind", sagt Woodcock.

"Die Studie ist gut gemacht. Sie unterscheidet zwischen Raps besuchenden und nicht Rapsblüten besuchenden Bienen und bemerkt bei Ersteren stärkere Rückgänge in der Populationsgröße", sagt Klaus Swarowsky, Pflanzenschutzmittelexperte vom Umweltbundesamt in Dessau. "Es ist die größte Studie, zeitlich und räumlich gesehen. Sie betrachtet ein ganzes Land und überspannt 18 Jahre."

In der Vergangenheit hatten Laborexperimente bereits gezeigt, dass Neonikotinoide das Futtersuchverhalten und die Kommunikation der Bestäuber stören. Doch ein Zusammenhang zwischen dem Wildbienenbestand und der Verwendung von Neonikotinoiden hatte bisher kein Wissenschaftler so eindeutig aufgezeigt. Die Studie kommt zur passenden Zeit. Im Januar 2017 will die Europäische Kommission entscheiden, ob sie ein Moratorium für den Einsatz dieser Pflanzenschutzmittel verlängert. Bereits 2013 hatte sie die Anwendung von drei Neonikotinoiden, und zwar Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam, auf das Saatgut, die Blätter und auch im Boden bei etlichen Kulturpflanzen vorübergehend verboten.

Bei der Industrie stoßen die neuen Daten auf Kritik. Tatsächlich kann sie sich auf eine Reihe anderer Feldstudien stützen, die keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Einsatz einzelner Neonikotinoide und dem Vorkommen von Honigbienen finden. Die Studie sei zudem nur eine Korrelationsstudie und beweise nicht, dass Neonikotinoide ursächlich Bienen dezimieren, ließ folgerichtig Bayer, einer der Hersteller, verlauten. "Wir haben nichts anderes behauptet. Ursächliche Zusammenhänge kann man nur im Labor zeigen, wie es andere Forscher gemacht haben", sagt Woodcock. Die Laborexperimente hatten etwa Schädigungen der Königinnen und eine Schwächung der Immunabwehr erbracht.

Kein seriöser Bienenforscher bezweifelt, dass auch andere Einflussfaktoren den Bestäubern zu schaffen machen – wie ausgeprägte Monokulturen, die Verarmung der Landschaften und grassierende Krankheiten, übertragen etwa durch die Varroa-Milbe. "Pestizide tragen dann ein Übriges dazu bei, sind aber sicher nicht die alleinige Ursache", bestätigt Kaspar Bienefeld von der Humboldt-Universität Berlin.

Viele Landwirte ergreifen bereits die Flucht nach vorn. In den USA bringen Trucks die Bienen aufs Feld, damit die Ernte stimmt. In Europa können Landwirte Hummeln kistenweise im Netz bestellen, um ihre Blüten bestäuben zu lassen – was vor allem aufgrund der wachsenden Zahl an Gewächshäusern ein lohnendes Geschäft ist.

Deutlich weiter geht die Idee der Ingenieure um Robert Wood von der Harvard-Universität. 2013 stellten sie eine Roboterbiene vor, die ähnlich einer senkrecht fliegenden Libelle in zehn bis fünfzehn Jahren von Blüte zu Blüte schwirren und die Pollen übertragen könnte. In geschützter Umgebung wie in einem Gewächshaus ist das kein unwahrscheinliches Szenario.

Den Wildbienen ist damit allerdings nicht geholfen. Umweltschützer des BUND und des Pestizid-Aktionsnetzwerks PAN Germany fordern daher, auf biologischen Anbau umzustellen und auf Pestizide so weit wie möglich zu verzichten. Der Vorschlag des Umweltbundesamts fällt moderater aus: Pflanzenschutzmittel minimieren. Denn die Experten wissen, dass ein Verbot bestimmter Pestizide nur zu einem Mehrverbrauch anderer Spritzmittel führt und mitunter die Erträge drücken kann.


Source/Quellen: heise.de/-3317984

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